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In den Übungsgruppen Einführung in die Ethnologie 1(a) werden die Themen der Einführungsvorlesung vertieft mittels ethnographischen Beispieltexten behandelt. Dabei werden sowohl klassische Texte der Ethnologie wie neuere Debatten aufgegriffen und das Abhalten von Referaten sowie das wissenschaftliche Debattieren geübt.
Anrechenbarkeit:
BA: Einführung in die Ethnologie 1 im Haupt- oder Nebenfach
Seit Generationen staunen Ethnologen über die Vielfalt, Komplexität und Flexibilität des Verwandtseins weltweit. In vielen Gesellschaften stellt Verwandtschaft ein zentrales Prinzip der sozialen Organisation dar: Verwandtschaft bildet die Grundlage für Gruppenzuordnung und Heiratswahl, Erbrecht und Herrschaft, Residenz und Lebensunterhalt, Allianz und Fürsorge, Identität und soziale Reproduktion. Die empirische und kulturvergleichende Erforschung von Verwandtschaft ist daher ein Kernbereich der Ethnologie. Durch aufregende, innovative Arbeiten hat das Forschungsfeld in den letzten zwanzig Jahren neue Impulse bekommen und eine starke Wiederbelebung erfahren.
Diese Vorlesung bietet eine Einführung in die Ethnologie der Verwandtschaft und beleuchtet unterschiedliche Konzeptionen von Verwandtsein und „Verwandt-Machen“ sowie deren Verschränkungen mit Geschlecht und Sexualität. Einerseits geht es dabei um die Geschichte der Verwandtschaftsethnologie von den Anfängen der genealogischen Methoden bis zu heutigen Debatten bezüglich neuer Reproduktionstechnologien, gleichgeschlechtlicher Beziehungen und transnationaler Familien. Anderseits geht es darum, Studierende anhand ethnographischer Beispiele mit dem Thema vertraut zu machen und sie für eine kritische Auseinandersetzung mit den eigenen, als selbstverständlich wahrgenommen, Vorstellungen von Gender und Verwandtschaft zu begeistern.
Einführende Literatur:
Stone, Linda (2010) Kinship and Gender: An
Introduction. Westview Press.
Anrechenbarkeit:
BA: Kernbereich I: Soziale Organisation, Verwandtschaft und Gender
Around the world, people are on the move. This mobility of people within and across borders has become increasingly important to people’s lives as well as within public and academic debates. Those who leave their place of origin voluntarily or involuntarily are variously portrayed as agents of development as well as victims of exploitation, as a threat to social harmony as well as indispensable to the economy of the country of destination. Migration is, however, not a new phenomenon and neither are many of issues associated with it. Anthropological interest in the study of migratory movements and their social and cultural implications goes back to at least the 1930s. This course offers an introduction into the Anthropology of Migration. We will look into historical trends and theoretical attempts to explain migration. Based on case studies from different parts of the world, we will study different migratory and diasporic forms and discuss the social, economic and political contexts in which they take place, the implications for gender relations, identity constructions and cultural dynamics, as well as the various exchanges, connection and practices across borders that have become part of migrants’ realities and activities.
Anrechenbarkeit:
BA: Thematische Gebiete
MA: Thematisches bzw. Regional-Modul
Die Ethnologie und die Fotografie teilen eine ambivalente Beziehung. Anfänglich als realitätswiedergebendes Medium hochgehalten, wird ihr Stellenwert als wissenschaftliches Medium zu Beginn des 20. Jahrhunderts immer mehr in Frage gestellt. Trotzdem aber blieb die Fotografie stets ein allgegenwärtiges Medium in der ethnologischen Forschung: als Darstellungsmedium, methodisches Werkzeug oder als Forschungsgegenstand selbst begleitet sie die Ethnologie seit ihrer Institutionalisierung.
Durch die Auseinandersetzung mit diesen vielfältigen Anknüpfungspunkten soll im Seminar ein einführender Überblick über die Fotografie in der Ethnologie geboten werden. Wie wurde die Fotografie in der ethnologischen Forschung genutzt? Welchen Stellenwert geniesst sie in der heutigen Ethnologie? Worin liegen ihre Stärken und Schwächen? Wie kann sie methodisch genutzt werden und welche Felder eröffnet sie, wenn man sie zum Untersuchungsgegenstand macht?
Einführender Aufsatz:
Banks, Marcus / Ruby, Jay. 2011. „Introduction: Made
to be seen – Historical Perspectives on Visual Anthropology“ In Made to be seen – Perspectives on the
History of Visual Anthropology edited by Marcus Banks and Jay Ruby, 1-18. Chicago: University of Chicago
Press.
Anrechenbarkeit:
Liz: visuelle Anthropologie /
Methodenlehre
BA: Thematische Gebiete
MA: Thematisches bzw. Regional-Modul
„Frauen können nicht einparken. Italiener sind romantisch.“ Stereotype sind allgegenwärtig. Sie begegnen uns auf der Strasse, in den Ferien, während der Abstimmung und in unseren Tagebüchern. Stereotype sind gesellschaftlich geteilte vereinfachende und verallgemeinernde Annahmen zur Charakterisierung bestimmter Gruppen und Personen. Sie akzentuieren Unterschiede zwischen und Gemeinsamkeiten innerhalb von sozialen Kategorien.
In der Stereotypenforschung dominieren heute kognitive Erklärungsansätze. Diesen zufolge fungieren Stereotype oftmals als Heuristiken, als Strategien der Komplexitätsreduktion angesichts begrenzter kognitiver Kapazitäten. Von Interesse ist, unter welchen interaktiven Bedingungen welche Stereotype gebildet oder aktiviert werden und wann Stereotypisierung aufgrund einer Wahrnehmung individualisierter Information inexistent wird.
In diesem Seminar werden wir einerseits zentrale Positionen der Stereotypenforschung diskutieren, die sich weitgehend aus sozialpsychologischen Stimmen formieren. Andererseits widmen wir uns ethnologischen Texten, die in verschiedener Weise Wesentliches zum Verständnis sozialer Kategorisierungsprozesse beitragen.
Anrechenbarkeit:
BA: Thematische Gebiete
MA: Thematisches bzw. Regional-Modul
The right of property is one of most important characteristics of mankind. Affection towards possession and domination over something that a group of people or an individual claim as their own exclusive right, is as old as the whole mankind. The property in land was one of necessary preconditions in designing and regulating very diverse and numerous social relations and institutions, norms and traditions, habits and expectations. It is not surprising therefore, that every political ideology is necessarily underpinned by some definition of property in land.
Diversity of land regimes such as open-access property, group property or individual property that could be established either by formal rule or informal practice are of great anthropological interest. By analyzing these property regimes we become able to understand and explain the boundaries based on specific set of criteria for inclusion and exclusion of people; formal and informal institutions that regulate interpersonal relationship through inheritance, governing, labor; social stratification, hierarchy and power; economy and environmental awareness and so on.
The course has two goals. At the first place, its aim is to offer elementary insight into diversity of property regimes and their importance in creating particular social relationships, institutions, traditions and customs. At the second place, through analyses of different key studies and examples we will try to go beyond the very notion of property and to discuss how certain property regimes contributed to change, innovation, social mobility so that we have today a very diverse and complex world.
Anrechenbarkeit:
BA: Thematische Gebiete
MA: Thematisches bzw. Regionalmodul
Pierre Bourdieu ist einer der wichtigsten Sozialtheoretiker in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Wie er zur Ethnologie kam, wie er als Ethnologe gedacht und geforscht hat und wie er in der Ethnologie rezipiert wurde, steht im Mittelpunkt dieses Seminars. Zuerst werden wir uns mit der Biographie und dem akademischen Kontext Bourdieus befassen. Seine Hinwendung zur Ethnologie werden wir an seinen Studien zu Algerien und der Auseinandersetzung mit dem Strukturalismus verfolgen. Ausgehend von seinem ersten Hauptwerk „Esquisse d'une théorie de la pratique, précédé de trois études d'ethnologie kabyle“ (1972) werden wir uns mit Bourdieus theoretischen Konzepten und seinem methodischen Vorgehen vertraut machen. Nach einem Überblick über Bourdieus Verständnis klassischer ethnologischer Topics wie Verwandtschaft, Tausch oder Kultur schauen wir uns an ausgewählten empirischen Studien an, wie sich Ethnologen und Ethnologinnen auf Bourdieu bezogen haben. Thematisch werden wir uns mit Kindheit und Jugend, Migration und Multikulturalität, Mode und Boxen sowie Charismatischem Christentum und Klostergründungen der Sherpas befassen. Abschliessend werden wir die Kritik an Bourdieus Werk im Lichte der behandelten Studien evaluieren.
Zur Einführung empfohlen:
Pierre Bourdieu, „Entwurf einer Theorie der Praxis auf der ethnologischen Grundlage der kabylischen Gesellschaft“, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1979.
Pascale Steiner, „Bourdieu lesen und verstehen“, Arbeitsblatt Nr. 19, Institut für Ethnologie, Universität Bern, Bern 2001, (http://www.anthro.unibe.ch/unibe/philhist/anthro/content/e1765/e1766/e1898/e1900/e1901/files1902/ab19_ger.pdf)
Pierre Carles, „La Sociologie est un sport de combat“ (Filmportrait Pierre Bourdieu), Paris: C-P Productions et VF Films, 2001 (http://www.youtube.com/watch?v=pqxNE7P9VEg) (mit dt. Untertiteln: http://www.youtube.com/watch?v=5Joz5G94L7U)
Anrechenbarkeit:
Liz: Theoriengeschichte
BA: Thematische Gebiete
MA: Thematisches bzw. Regional-Modul
In diesem Lektüreseminar werden neuere theoretische Texte und Debatten in der Ethnologie gemeinsam diskutiert. Im Fokus stehen Ansätze, die das Zusammenspiel zwischen individuellen Handlungen, Denken und sozialer Struktur zu erklären versuchen. Mit den Begriffen Handlung, Macht und Kognition sind dabei drei Schlüsselthemen der Ethnologie und der sozialwissenschaftlichen Theoriebildung angesprochen. Sie kreisen um Fragen wie: Weshalb verhalten sich Akteure, wie sie sich verhalten? Wie treffen sie ihre Entscheidungen und wieso diejenigen, die sie treffen? Woher speisen sich ihre Motivationen? Inwiefern greifen hier soziale Rahmenbedingungen ein, begrenzen und eröffnen interpersonelle bis globale Machtbeziehungen individuelle Handlungsspielräume?
Zugleich statten uns diese Begriffe und Debatten mit dem nötigen Instrumentarium aus, um gegenwärtige Prozesse des gesellschaftlichen Wandels und globaler Transformationen zu analysieren und verstehen. Im Fokus des Seminars werden dabei neben einleitenden Grundlagentexten vor allem solche Beiträge stehen, die theoretische Ansätze mit empirischen Beispielen und spezifisch ethnologischen Zugängen verknüpfen.
Die Veranstaltung kann als MA-Seminar Theorie (Pflicht im Hauptfach und NF 30) oder als freies Seminar im Rahmen des Master-Studiums gebucht werden. Studierende im Studium Generale werden nach Absprache zugelassen. Ziel des Moduls ist es in mündlicher und schriftlicher Form den Umgang mit theoretischen Texten und Diskussionen zu üben. In jeder Sitzung werden wir ein oder zwei Texte diskutieren, wobei jeweils ein/e Studierende/r diesen in Form eines Inputreferats vorstellt und anschliessend die Diskussionsleitung übernimmt. Die schriftliche Leistung besteht aus dem Verfassen von zehn Kurzzusammenfassungen (ca. 500 Wörter) der gemeinsam diskutierten Texte, die jeweils zur entsprechenden Sitzung zu verfassen und abzugeben sind.
Anrechenbarkeit:
MA: Masterseminar Theorien / Thematisches bzw. Regional-Modul
Die Welt von heute scheint vielen vor einer Zerreisprobe zu
stehen: entfesselte Finanzmärkte, steigende ökonomische Ungleichheit,
illegale Landnahme, Protestwellen im globalen Süden, neue Kriege und
religiös-inspirierter Terrorismus und eine drohende ökologische
Katastrophe. Wir erleben Prozesse der Transformationen, die die Welt des
21. Jahrhunderts massgeblich verändern werden. Ein grosser Teil dieser
Verschiebungen sind politischer und ökonomischer Natur. Sie begünstigen
bestimmte Akteure, während andere ihrer Existenzgrundlage gefährdet
werden.
In diesem Seminar nähern wir uns diesen strukturellen Verschiebungen
und fragen uns, welchen Einfluss sie auf lokale Lebenswelten haben.
Zugleich wollen wir uns der Frage annähern, wie diese
unterschiedlichen Ereignisse und Prozesse zusammenhängen. Inwieweit sind
sie Ausdruck eines globalen Siegeszugs des Neoliberalismus oder erfordert
es einer differenzierteren Analyse und Begrifflichkeit, die dem komplexen
und widersprüchlichen Charakter dieser Prozessen gerecht wird. Als
theoretische Grundlage lesen wir Literatur aus der politischen Ökonomie
und kombinieren diese mit aktuellen ethnologischen
Texten und Zeitungsberichten.
Anrechenbarkeit:
Liz: Ökologie und Wirtschaft / Politik und Konflikt / Globalisierung und Transnationalität
BA: Thematische Gebiete
« N’importe quel objet, si vous l’étudiez correctement, toute la société vient avec. » So lautet ein dem französischen Ethnologen André-Georges Haudricourt zugeschriebener Aphorismus. Welche Gesellschaften, welche Biographien, welche Brüche oder Innovationen der Moderne werden sichtbar, wenn wir uns mit tragbaren Objekten von Gesellschaften oder Gruppen in allen Regionen der Welt befassen, wenn wir sie aus der Perspektive der materiellen Organisation ihres Alltags betrachten? Im Verlauf des Semesters durchforsten und erstellen die Studierenden, geleitet von einer selbst entwickelten Forschungsfrage, Dokumentationen über Nomaden und peripatetische Gruppen. Ziel der Übung/des Seminars ist es, einen Überblick über die materielle und Alltags-organisatorische Vielfalt von Mobilität zu gewinnen, Einblick in die besonderen (materiellen) Schwierigkeiten oder Chancen mobiler Gruppen zu erhalten. Dabei wird es auch darum gehen zu verstehen, weshalb mobile Gruppen in materieller Hinsicht prozessual verstanden werden sollten, weshalb zum Beispiel viele Aspekte ihrer Lebensweisen selbst eine Sesshaftwerdung überdauern.
Einführende Literatur:
- Gmelch, Sharon Bohn (1986) “Groups that don’t want in: Gypsies and other artisan, trader, and entertainer minorities”, in: Annual Review of Anthropology, Vol. 15: 307-330.
- Khazanov, Anatoly M. & Wink, André (eds.) (2001) Nomads in the Sedentary World, Richmond: Curzon.
- Rao, Aparna (ed.) (1987) The Other Nomads: Peripatetic minorities in cross-cultural perspective, Köln & Wien: Böhlau.
- Streck, Bernhard (2002) „Systematisierungsansätze aus dem Bereich der ethnologischen Forschung”, in: Stefan Leder, Bernhard Streck (Hg.) Orientwissenschaftliche Hefte - Nomadismus aus der Perspektive der Begrifflichkeit. Beiträge der 1. Tagung am 11.7.2001., Halle: Heft 3: 1-9.
(Literatur: wird nach Möglichkeit auf OLAT bereitgestellt)
Anrechenbarkeit:
Liz: Kunst und Ergologie
BA: Seminar: Thematische Gebiete / Übung: Kernbereich IV: Materielle Kultur / praktisches Wissen / Kunst (NUR ZUSAMMEN MIT DER VORLESUNG KERNBEREICH IV im HS14)
MA: Thematisches bzw. Regional-Modul
Die Veranstaltung vermittelt einen Überblick über die Genozidforschung in der Sozialanthropologie. Anhand der thematischen Schwerpunkte: Ethnizität und Genozid, Gendercide und Subjektivität der Täter nähern wir uns dem Verstehen von Formen extremer Gewalt, von Genozid. Das Seminar eröffnet einen Raum für kreatives, wissenschaftliches Arbeiten mit empirischen Daten. Wir vertiefen die Thematik anhand des Genozides in Ruanda und in Kambodscha, was einen Vergleich von Gewaltphänomenen in Afrika und Asien möglich macht.
Anrechenbarkeit:
BA: Thematische Gebiete
MA: Thematisches bzw. Regional-Modul
Nachdem die Emotionen lange als uninteressant erachtet wurden, haben sie in den letzten Jahren vermehrt Aufmerksamkeit erfahren. Wir wollen uns in diesem Kurs einige Texte aneignen und uns damit verschiedene Dimensionen des Themas erschliessen. Wir besprechen Fragen wie diese: Was sind Emotionen? Welche Funktion haben Emotionen für das menschliche Verhalten? Welchen Prozesscharakter haben sie? Welche Emotionen gibt es? Gibt es in allen Gesellschaften dieselben Emotionen? Verhält man sich gegenüber bestimmten Emotionen stets gleich oder gibt es auch hier Unterschiede zwischen den Gesellschaften? Wie werden die Emotionen in unterschiedlichen Gesellschaften erlernt?
Anrechenbarkeit:
Liz: Kultur und Persönlichkeit
BA: Thematische Gebiete
MA: Thematisches bzw. Regional-Modul
Das Ethnologiekolloquium besteht aus wöchentlichen Vorträgen und anschliessender Diskussion von einer Vielzahl unterschiedlicher Referenten. Dabei werden sowohl externe Referenten eingeladen als auch Mitarbeiter des ISEK - Ethnologie, welche ihre Forschungen vorstellen. Die Studierenden erhalten so Einblick in die aktuelle ethnologische Forschung und haben die Möglichkeit, die Arbeit von Professoren und Dozierenden über die Universität Zürich hinaus näher kennen zu lernen.
Von den Studierenden, welche sich diese Veranstaltung mit 2 KP an das Studium Generale anrechnen lassen möchten, werden folgende Leistungen erwartet: Regelmässige Präsenz, 2 Sitzungsprotokolle und eine Hintergrundrecherche zu einer der vortragenden Personen (total 6-8 Seiten). Die studentischen Leistungen werden von Jan Patrick Heiss betreut.
Abgabe: jeweils zwei Wochen nach dem entsprechenden Vortragstermin, elektronisch an janp.heiss@access.uzh.ch
- übersichtlich und gegliedert, klar strukturiert
- gemäss Richtlinien: Times New Roman, 12 P., Blocksatz etc.
- Kopfzeile mit komplettem Veranstaltungs- und Institutionstitel
- Name, Datum
- Seitenzahlen
- Vortrag: Titel, Person, Thema, Fragestellung, Hauptthesen und -inhalte, Schlussfolgerungen
- selbständig in Präsenzliste eintragen oder unaufgefordert innerhalb von zwei Wochen Arztzeugnis vorlegen
Programm Ethnologiekolloquium
Anrechenbarkeit:
BA: Studium Generale
Das zeitgenössische Indien befindet sich in einer tiefgreifenden sozialen, kulturellen, politischen und ökonomischen Transformation. Vor dem Hintergrund kastenspezifischer Demokratisierungsbewegungen, des Aufstiegs des Hindu-Nationalismus und einer ökonomischen Liberalisierungsreform wurde das Nehruvianische Modell eines antikapitalistischen Indien ab Mitte der 1980er Jahren durch eine zunehmende Integration der indischen Gesellschaft in den globalen Kapitalismus abgelöst. Seither entwickelten sich neue ökonomische, soziale und kulturelle Beziehungen von Indien zum Westen, die mit der Entstehung einer global orientierten Mittelschicht, einer Transnationalisierung indischer Öffentlichkeiten und einem selbstbewussten nationalen Anspruch auf den globalen Kapitalismus einhergingen. Gleichzeitig entstanden durch die globale Restrukturierung lokaler Verhältnisse neue Formen von Ungleichheiten entlang von Klasse, Kaste, Geschlecht, Religion und Ethnizität.
In diesem Seminar diskutieren wir zum Einen historische und theoretische Ansätze, mit denen die Transformation vom Nehruvianischen Indien in eine globale indische Moderne verstanden und untersucht werden können. Aus einer postkolonialen Perspektive wird insbesondere die Beziehung Indiens zum Westen seit dem Kolonialismus im 19. Jahrhundert bis in die Ära der heutigen Globalisierung nachgezeichnet, um die aktuellen Transformationsprozesse zu kontextualisieren.
Zum Anderen soll anhand von jüngeren ethnographischen Studien diskutiert werden, wie im Zuge der gegenwärtigen Transformation neue Subjektivitäten und Ethiken, neue Räume und Lebensstile sowie neue Ungleichheitsstrukturen „on the ground“ entstanden sind. Die Palette der bearbeiteten Themenfelder umfasst Hindu-Fundamentalismus, neue Mittelschichten und Diaspora, urbane Restrukturierung und Armut, Indigenität und Entwicklung, IT-Boom, Bollywood, Medizin und Biotechnologie, neue Familienformen und Reproduktionstechnologien sowie Geschlecht und sexuelle Gewalt. Daraus ergibt sich eine dichte Beschreibung einer fragmentierten, global vernetzen und von tiefen Ungleichheiten durchzogenen indischen Gesellschaft.
Durch das Seminar erhalten Studierende einen historisch und ethnographisch fundierten Einblick in Transformationsprozesse in der indischen Gegenwart sowie in die neueren politischen und wissenschaftlichen Debatten, die diese kritisch begleiten.
Dieses Seminar ersetzt "Anthropologie einer globalen indischen Moderne".
Anrechenbarkeit:
BA: Regionalmodul Südasien
MA: Thematisches bzw. Regional-Modul
Westasien/Nordafrika, der Nahe oder Mittlere Osten, ist zum einen eine Kernzone der Menschheitsgeschichte, in der neben der 'neolithischen Revolution' und den frühesten Städten und Staaten auch die drei monotheistischen Weltreligionen ihren Ursprung haben, zum anderen eine Bruchzone der Zeitgeschichte in der im vergangenen Jahrhundert auch gewaltige Konfliktpotentiale akkumuliert worden sind.
Die Vorlesung versucht, die Grundzüge der historischen Gegebenheiten und der gesellschaftlichen Verhältnisse der Gegenwart der Region über die Ethnologie zu erschliessen und dabei auch einen Überblick zu geben über die bis heute erarbeitete Ethnologie des Nahen und Mittleren Ostens und die spezifischen Herausforderungen, denen sich die Ethnologie dieser Region stellen muss. Die enormen Ausmasse von Raum und Zeit erfordern einen selektiven Zugang. An ausgewählten ethnographischen Beispielen werden unterschiedliche Lokalkulturen, pastoral-nomadische, bäuerliche und komplex-urbane Lebenswelten, vorgestellt und in ihren Wechselbeziehungen analysiert. Betrachtet werden wirtschaftliche, politische wie kulturell-ideologische Aspekte. Unter den letzteren kommt dem Islam resp. seinen unterschiedlichen Erscheinungsformen in konkreten Gesellschaften eine wichtige Rolle zu. Weitere thematische Schwerpunkte werden das Verhältnis von Stämmen und Staaten sein, welches die politische Dynamik der Gesellschaften der Region entscheidend geprägt hat, und die Verhältnisse der Geschlechter und Generationen, ein Bereich, in dem sich durch die Erosion des Patriarchats grosse Herausforderungen ergeben. Schliesslich werden auch die anthropologischen Aspekte der Erwartungen, Mobilisierungen, Dilemmata und Enttäuschungen des 'arabischen Frühlings' thematisiert werden.
In den Übungen werden ausgewählte Texte zu diesen Fragen gelesen, vorgestellt und diskutiert.
Zur Einführung empfehlenswert:
Lindholm, Charles The Islamic Middle East: Tradition and change. Oxford: Blackwell 2002.
Varisco, Daniel. Islam Obscured. The rhethoric of anthropological representation. New York: Palgrave Macmillan 2005.
Zubaida, Zami. Beyond Islam. A new understanding of the Middle East. London: I.B. Tauris 2011.
Anrechenbarkeit:
BA: Regionalmodul Mittlerer Osten
MA: Thematisches bzw. Regionalmodul
Die Vorlesung gibt einen Überblick darüber, wie die Ethnologie resp. Sozialanthropologie zu dem geworden ist, was sie heute ist, also über die Herausbildung und Entwicklung der Ethnologie als eigenständige wissenschaftliche Disziplin in den verschiedenen akademischen Traditionen. Aber auch die spezifischen Gemeinsamkeiten mit benachbarten Disziplinen der Sozial- und Humanwissenschaften werden gewürdigt. Es wird nachgezeichnet, wie aus dem kolonialzeitlichen 'Orchideenfach', das sich ausschliesslich den 'Primitiven' widmete, eine moderne vergleichende Sozialwissenschaft geworden ist, die sich zunehmend für alle menschlichen Angelegenheiten zuständig erklärt.
Dabei werden sowohl die unterschiedlichen thematischen Felder und Interessensgebiete der Ethnologie wie auch die verschiedenen theoretischen Schulen und Denkfiguren in ihrer, oft komplizierten und gewundenen, historischen Entwicklung vorgestellt.
Die Vorlesung wird weitgehend basieren auf dem Buch:
'A History of Anthropology' von Thomas Hylland Eriksen & Finn Sivert Nielsen, London:Pluto Press 2nd ed. 2013. (Ab September beziehbar bei der Buchhandlung Klio, Zähringerstr. 41, beim Central)
Zur Vorlesung gibt es in der letzten Semesterwoche eine Prüfung.
Anrechenbarkeit:
BA: Einführung in die Ethnologie (Hauptfach 120 und Nebenfach 60)
Im Seminar „Anthropologische Genderforschung: Geschlecht und Sexualität in Südostasien“ soll es darum gehen wie Geschlecht, Sexualität und Geschlechterverhältnisse – jenseits von „der Rolle der Frau“ – in der anthropologischen Literatur zu Südostasien behandelt wurden. Durch die Lektüre einschlägiger Texte werden wir uns in die verschiedenen Debatten einlesen, die das Aufkommen der Gender Studies (Geschlechterforschung) in der anthropologischen Disziplin hervorgebracht haben, und Fragen zu Geschlecht und Sexualität behandeln, die in der anthropologischen Forschung zu Südostasien besondere Beachtung gefunden haben. Nach einer Einführung in feministische, postkoloniale und queer Theorien, werden anhand von Ethnographien zu Südostasien Themen wie Zweigeschlechtlichkeit und Heteronormativität, die historische und koloniale Konstruktion von Geschlecht, sowie Performanzen von Männlichkeit und Weiblichkeit behandelt.
Die Studierenden werden in diesem Seminar Fertigkeiten im eigenständigen wissenschaftlichen Arbeiten, im kritischen Lesen und Zuhören, aber auch in der Teilnahme an wissenschaftlichen Debatten erwerben. Diese Fertigkeiten werden einerseits durch das wöchentliche kritische Lesen, Analysieren und Diskutieren von Texten zu Geschlecht und Sexualität erworben. Andererseits werden durch Gastreferate sowie das regelmässige Arbeiten mit und Analysieren von Medien die Fähigkeit, am wissenschaftlichen Austausch teilzunehmen, gefördert.
Anrechenbarkeit:
BA: Thematische Gebiete
MA: Thematisches bzw. Regional-Modul
Behinderung hat in den letzten Jahren in Programmen der internationalen Zusammenarbeit zunehmend an Relevanz gewonnen. Das Aufkommen einer weltweiten Behindertenrechtsbewegung und die Etablierung des akademischen Feldes der multidisziplinären Disability Studies leisteten einen bedeutenden Beitrag für die Berücksichtigung der Thematik in Entwicklungsprogrammen westlicher Nationalstaaten und supranationaler Organisationen (z. B. ILO, World Bank). Im Zusammenhang mit diesen Entwicklungen stehen etwa die Lancierung der UN-Konvention für die Rechte von Menschen mit Behinderungen (2006) sowie die Veröffentlichung des World Disability Reports der WHO (2011).
Die Ethnologie hat sich erst seit den 90er Jahren ausführlicher mit Behinderung als einem universellen Aspekt des menschlichen Lebens beschäftigt und sich dabei in ein für die Disziplin vielversprechendes Forschungsfeld eingebracht: die stark vom jeweiligen soziokulturellen Kontext abhängige Kategorie „Behinderung“ kann Aufschluss geben über grundlegende Themen wie Identität, Normativität, familiäre und staatliche Verantwortung, Wertvorstellungen oder Kosmologie.
Im Mittelpunkt dieses Seminars steht die kritische Auseinandersetzung mit Policy-Initiativen internationaler Organisationen und deren Einfluss auf alltägliche Erfahrungen von Menschen mit Behinderungen im sub-saharischen Afrika. Durch eine Verortung von Behinderung im jeweiligen historischen, politischen, ökonomischen und soziokulturellen Kontext vermag eine ethnologische Perspektive die Komplexität von Behinderung als Kategorie und erlebte Realität im transkulturellen Raum der internationalen Zusammenarbeit aufzuzeigen. Anhand von einführenden theoretischen Texten, Policy-Dokumenten sowie ethnographischen Fallbeispielen werden sich die Studierenden mit der Verflechtung lokaler und globaler Prozesse auseinandersetzen und sich mit Themen wie Armut, Menschenrechte sowie Sprache und Bilder der internationalen Zusammenarbeit in Bezug auf Behinderung beschäftigen. Zudem werden methodische Schwierigkeiten und Möglichkeiten in der Forschung mit Menschen mit Behinderungen thematisiert sowie praxisorientierte und –relevante Fragen besprochen.
Literatur:
Ingstad, Benedicte/
Whyte, Susan Reynolds. 2007. Introduction: Disability Connections. In: Ingstad,
Benedicte/ Whyte, Susan Reynolds (eds.). Disability
in Local and Global Worlds, 1-32. Berkeley, CA: University of California
Press.
Devlieger, Patrick/ Rusch, Frank/ Pfeiffer, David. 2003. Rethinking Disability as Same and Different! Towards a Cultural Model of Disability. In: (ibid.). Rethinking Disability: The Emergence of New Definitions, Concepts and Communities, 9-16. Antwerpen: Garant Publishers.
Meekosha, Helen/ Soldatic, Karen. 2011. Human Rights and the Global South: the Case of Disability. Third World Quarterly 32 (8): 1383-1397.
Anrechenbarkeit:
Liz: Entwicklungsethnologie / Gesundheit und Demographie
BA: Thematische Gebiete
MA: Thematisches bzw. Regional-Modul
Die Veranstaltung setzt sich mit den aktuellen ethnologischen Forschungen zu europäischen Gesellschaften auseinander. In einem ersten Schritt widmen wir uns der Frage, wie und von wem Europa definiert wird sowie den Diskursen darüber, wo Europa anfängt und wo es aufhört. In einem zweiten Schritt versuchen wir die Anthropologie Europas anhand von ausgewählten ethnologischen Werken zu den Themenbereichen Wirtschaft, Migration, Identität, soziale Bewegungen sowie Religion und Säkularismus fassbar zu machen. Im Verlauf des Seminars werden wir auch immer wieder die theoretischen und methodischen Herausforderungen der anthropology at home thematisieren.
Anrechenbarkeit:
BA: Regionalmodul Europa
MA: Thematisches bzw. Regional-Modul
Maniok – ob bitter (giftig) oder süss (ungiftig) – ist das Grundnahrungsmittel im tropischen Südamerika. Mit dem Columbian exchange, dem Austausch landwirtschaftlicher Produkte zwischen der Alten und der Neuen Welt nach der sogenannten Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus, verbreitet sich der Maniok bis Afrika und Asien. Jedoch wird er dort jeweils anders verarbeitet und findet darüber hinaus auf sehr unterschiedliche Weise Eingang in soziale und weltanschauliche Systeme lokaler Gesellschaften. Diese Aspekte sollen während des Seminars erschlossen werden.
Anrechenbarkeit:
Liz: Kunst und Ergologie / Ökologie und Wirtschaft / Kultur und Persönlichkeit / Verwandtschaft und Geschlechterverhältnisse / Wirtschaft und sozialer Wandel / Religion und Mythologie
BA: Seminar: Thematische Gebiete /
Übung:
Kernbereich IV: Materielle Kultur / Praktisches Wissen / Kunst (NUR
ZUSAMMEN MIT DER VORLESUNG KERNBEREICH IV im HS14)
MA: Thematisches bzw. Regional-Modul
This course is designed to provide students an in-depth study of anthropological literature with a focus on contemporary Turkey. We will try to understand the cutting edge problems in Turkey from an anthropological perspective through examining current debates around secularism, modernization, urbanization, Islam, Kurds, Alevis, women, popular culture, ecology and protests.
Anrechenbarkeit:
BA: Regionalmodul Mittlerer Osten
MA: Thematisches bzw. Regional-Modul
Pazifizierung bezeichnet einen Prozess, in dessen Verlauf ein Staat sein Gewaltmonopol auf politisch autonome Gesellschaften ausdehnt welche noch nicht (oder nicht mehr) unter seiner Kontrolle stehen. Der Staat versucht damit, autonome Gewaltanwendung zwischen diesen Gemeinschaften und auch Gewalt gegen den Staat einzuschränken und zu sanktionieren. Es ist dies eine epochale Wende in der Geschichte jeder indigenen Gesellschaft, welche in einen (Kolonial-)Staat integriert wurde, und von besonderem Interesse dort, wo Krieg als Konfliktregelungsmechanismus zuvor ein integraler Bestandteil der indigenen Kultur war. Die Pazifizierung ist jedoch nicht nur ein historischer Vorgang, welcher auf die koloniale Expansion beschränkt war, sondern welcher auch heutzutage in Staaten des globalen Südens oder in geänderter Form im Rahmen von internationalen Peace-keeping Missionen weitergeht.
Während des Seminars sollen Phasen, Verlaufsformen und Auswirkungen der Pazifizierung von den Anfängen der kolonialen Expansion bis hin zur Gegenwart anhand von Beispielen aus aller Welt erforscht werden. Wir untersuchen somit beispielsweise, warum sich die Naga in Nordost-Indien gegen die Pazifizierung durch die britische Kolonialmacht wehrten, während die Waorani im ecuadorianischen Amazonas-Gebiet den traditionellen Krieg im Kontakt mit Missionaren praktisch freiwillig aufgaben. Oder wir thematisieren in neuerer Zeit das Wiederaufflammen von Kriegen auf lokaler Ebene im Hochland von Papua-Neuguinea oder bei den Karimojong im Nordosten Ugandas, und analysieren die Versuche des Staates, diese Konflikte zu unterbinden.
Das Seminar hat einerseits zum Ziel, den Teilnehmenden fundierte Detailkenntnisse zu Prozessen der Pazifizierung zu vermitteln, andererseits auch das Verständnis für umfassendere ethnologische Theorien zu Kolonialismus und Postkolonialismus, sozialem Wandel, tribalen Kriegen und der Stellung indigener Gesellschaften in der heutigen globalisierten Welt zu fördern.
Basisliteratur:
Rodmann,
Margaret und Matthew Cooper (Hg.) 1983. The
Pacification of Melanesia. Lanham, Maryland: University Press of America.
Ferguson, Brian R. und Neil Whitehead (Hg.) 2000. War in the Tribal Zone. Santa Fé: School of American Research Press.
Anrechenbarkeit:
BA: Thematische Gebiete
MA: Thematisches bzw. Regional-Modul
Durch die vor allen im deutschsprachigen Raum gängige institutionelle Verortung der Musikethnologie in der Musikwissenschaft ist mit dem Akustischen ein ganzer Wahrnehmungsbereich weitgehend aus dem Zuständigkeitsbereich der Ethnologie ausgelagert worden. Dabei hat der im anglophonen Raum seit den 1960er Jahren gängige fachliche Austausch zwischen der Ethnologie und der Musikethnologie im deutschsprachigen Raum kaum stattgefunden.
Im Verlaufe des Seminars soll vor dem Hintergrund des epistemologischen Wandels, den die Ethnologie in den letzten 30 Jahren durchlaufen hat, durch eine Beschäftigung mit der Fachgeschichte der Musikethnologie und der noch jungen Disziplin der Sound Studies versucht werden, die Momente zu ermitteln, in denen sich die Disziplinen in der Vergangenheit gegenseitig befruchtet haben und in denen sich ein fachlicher Austausch in Zukunft als zielführend erweisen könnte.
Literatur:
Zur Einführung bitte ich alle Interessierten vor der ersten
Sitzung Ethnomusicology: A Very Short
Introduction von Timothy Rice (Oxford University Press 2013) zu lesen.
Anrechenbarkeit:
BA: Seminar: Thematische Gebiete /
Übung:
Kernbereich IV: Materielle Kultur / Praktisches Wissen / Kunst (NUR
ZUSAMMEN MIT DER VORLESUNG KERNBEREICH IV im HS14)
How education works? How various political and ideological systems transmit and inculcate their specific ideas and worldviews through formal and informal pedagogic practices? What effect this pedagogic influence has? With this central question in mind, we will deal in this course with the various pedagogic techniques aimed at transmitting and inculcating certain ideas, skills, views, patterns of behavior and thought. Starting from Western-type school education to various forms of educating in religion as well as in atheism, to pedagogic techniques of educating through sensuality, material environment, everyday routines and rituals, we will capture the diversity of pedagogic practices in their explicit, organized as well as implicit, diffused forms. We will deal with pedagogies of various political and ideological systems from Western liberalism and secularism, to communism and atheism, nationalism and religion.
The topics that we will deal with range from the histories and genealogies of Western public education; learning through social practice; language, literacy and narratives; emotions and body in the process of education to the concrete examples of how subjects were formed in socialism (forming a “new socialist man”), as members of religious communities (Judaism, Islam and Christianity) or particular national communities to the pedagogies of peace and the role of education in conflict resolution.
The course will be offered either in English or in German (depending on students).
Anrechenbarkeit:
BA: Thematische Gebiete
MA: Thematisches bzw. Regional-Modul
Die Ethnologie ist seit ihren Anfängen untrennbar mit dem Thema Übersetzung verknüpft: Gespräche, Interviews und mündliche Überlieferungen werden (oft mit Hilfe von Dolmetschern) von einer Lokalsprache in die Sprache des Ethnographen übersetzt. In einem nächsten Schritt werden sie transkribiert, codiert, umgeschrieben, nochmals redigiert – und schliesslich als Texte (oder audiovisuelle Dokumente) unterschiedlicher Genres publiziert.
In einem weiteren Sinne wird „Übersetzung“ als Metapher gebraucht, um den grundsätzlichen ethnographischen Prozess von Interpretation und interkulturellem Vergleich zu beschreiben. Entsprechend ist das „Problem“ der Übersetzung ein zentrales Thema in Denkschulen unterschiedlichster Art: Tambiah (1990) etwa verortet die kulturelle Übersetzung „at the heart of the anthropological enterprise“, Crick sieht den Ethnologen in dieser Hinsicht mehr als Künstler denn Wissenschaftler („the art of translation“, 1976), Larsen (1987) bezeichnet Übersetzung gar als „anthropology’s most important theoretical problem“.
In diesem Seminar setzen wir uns in einem ersten Teil mit den wichtigsten theoretischen Texten zum Themenfeld „Ethnographie, Ethnologie und Übersetzung“ auseinander, um anschliessend praktisch orientierte Fragen zu Übersetzungstechniken in der Feldforschung zu diskutieren. Abschliessend beschäftigen wir uns mit der Frage, mit was für einer Art von Übersetzungsarbeit ethnologische Museen konfrontiert sind.
In allen drei thematischen Blöcken werden wir versuchen, die Überzeugung von Salman Rushdie, die er in Imaginery Homelands formuliert, kritisch zu beleuchten: “It is normally supposed that something always gets lost in translation; I cling, obstinately to the notion that something can also be gained”.
Literatur:
Asad, Talal. 1986. “The
Concept of Cultural Translation in British Social Anthropology. ” In Writing Culture: The Poetics and Politics of Culture, edited by James Clifford and George E. Marcus, 141–164.
Berkeley: University of California Press.
Bachmann-Medick, Doris. 2006. “Meanings of Translation in Cultural Anthropology.” In Translating Others, edited by Theo Hermanns, Vol. 1, 33–42. New York: Routledge.
Maranhão, Tullio and Berhard Streck (eds.). 2003. Translation and Ethnography: The Anthropological Challenge of Intercultural Understanding. Tucson: The University of Arizona Press.
Pálsson, Gísli (ed). 1993. Beyond Boundaries: Understanding, Translation and Anthropological Discourse. Oxford [etc.]: Berg Publishers.
Sturge, Kate. 2014 [2007]. Representing Others: Translation, Ethnography and Museum. Manchester: St. Jerome Publishing.
Anrechenbarkeit
Liz: Theoriengeschichte / Methodenlehre
BA: Thematische Gebiete
MA: Thematisches bzw. Regional-Modul
Die ethnologische Forschung zum ‚Altern‘ insbesondere im ‚Globalen Süden‘ gewinnt zunehmend an Qualität und Quantität. Dabei erkennen wir in den Sozialwissenschaften einen Perspektivenwechsel ‚from age to ageing‘, also eine Abkehr vom Bild des Alters als eine statische, klar begrenzte und homogene Gesellschaftsgruppe hin zum aktuellen Verständnis des übergangsgeprägten und vielförmigen Alterns als Dynamik des Lebenslaufs.
Diese Veranstaltung beschäftigt sich generell mit der rahmengebenden Frage: Wie werden die Menschen alt in verschiedenen Kontexten? Dabei blicken wir auch auf unsere eigene Gesellschaft im ‚Globalen Norden‘ – und fragen uns in vergleichendem Sinne, wie weit wir mit unserem Altern-Verständnis auch die Prozesse des Alterns im ‚Globalen Süden‘ begreifen können und dort sogar unsere Erkenntnisse einbringen sollen.
Um das nun schon grosse Feld des weltweiten Alterns thematisch einzugrenzen – wobei wir vor allem ein Hauptaugenmerk auf Asien und Afrika werfen –, geht diese Veranstaltung drei Themenfelder an: A) Bilder und Vorstellungen zum Altern; B) Altern, Gesundheit und Körper/Geist; C) Altern und Pflege. Alle drei Themen sind miteinander verbunden und repräsentieren nicht zuletzt die Art und Weise, wie eine Gesellschaft ‚ihre‘ alten Menschen behandelt.
Bilder und Vorstellungen (‚images and imaginations‘) etwa vom guten, gesunden, erfolgreichen und kulturell angepassten Altern konstruiert jede Gesellschaft, in der Regel mit normativer oder ideeller Gestaltungskraft ausgestattet. Sie sind jedoch veränderbar, etwa aufgrund des schnellen demographischen Alterns, und beeinflussbar, etwa durch Medien oder multilaterale Organisationen. Es können auch negative Bilder entworfen, wie Formen von ‚ageism‘, oder soziale Trends vorgegeben werden, wie das Körperbild des ewig junggebliebenen alternden Menschen. Aber auch Vorstellungen zu Verwandtschaft und Pflege, zum Beispiel wer idealerweise ein bedürftiges altes Familienmitglied pflegt, sind wichtige Repräsentationen vom Verständnis des Alterns bezüglich Moral, Religion, sozialen Beziehungen und Gender.
Der alternde Körper und Geist ist ein Hauptmerkmal im Verlauf des Älterwerdens. Altern als ‚embodiment‘ reflektiert die Bedingungen des Lebenslaufs – und nicht zuletzt manifestiert es sich durch Gesundheit und Krankheit. Der zunehmend schwache, krankheitsanfällige und behinderte Körper als Zeichen des Erfolges der Langlebigkeit – doch wie gehen alte Menschen mit chronischen Krankheiten (etwa mit Diabetes oder Krebs) und benötigter Langzeitpflege im Alltag damit um, in der Schweiz und im ‚Globalen Süden‘? Dieser Prozess ‚from cure to care‘ prägt zunehmend Haushalte, lokale Gemeinschaften und nationale Gesundheitssysteme, vermehrt auch im ‚Globalen Süden‘. Welchen Einfluss haben ‚Public Health‘-Diskurse des ‚healthy and active ageing’ (etwa der WHO) mit westlich geformtem Präventivverständnis? Was wissen wir über die Selbstpflege von alten Leuten als neoliberaler Akt der Selbstverantwortung und Mündigkeit? Werden therapeutische Handlungen von alten Menschen zunehmend transnational und global? Zudem gehen wir auch der Frage der Medikalisierung des alternden Körpers und Geistes als ‚Fluch oder Segen‘ nach.
Pflege als soziale Handlung für Menschen, die Unterstützung benötigen, ist eine der kommenden Herausforderungen für alle Gesellschaften, nicht zuletzt im ‚Globalen Süden‘ mit seinen raschen demographischen, epidemiologischen und sozialen Transformationen. Wer soll alte Eltern pflegen – und wer nicht? Und welcher Pflegende darf welche Pflegeaktivitäten durchführen? Und alte Leute selbst als Pflegende? Entspricht das Bild im ‚Globalen Süden‘, dass Familie und Gemeinschaft noch immer die primären Pflegeverantwortlichen sind, den aktuellen gesellschaftlichen Dynamiken? Müssen wir deshalb nicht vermehrt in der Ethnologie ‚care arrangements‘ anstelle von ‚living arrangements‘ untersuchen? Pflege ist ein ‚very gendered phenomenon‘ – verstärkt sich dies noch mit den neuen transnationalen und globalen Pflegeketten vom ‚Globalen Süden‘ in den ‚Globalen Norden‘? Wird Alterspflege zunehmend eine ‚commodity‘ – und dabei vermehrt eine ‚non-kin eldercare‘? Nicht zuletzt werfen wir einen Blick auf aktuelle Aneignungen im ‚Globalen Süden‘ wie Alters-/Pflegeheime und formelle Sozialversicherungssysteme: Welche Prozesse lösen sie aus?
Literatur:
Alber, Erdmute,
Bettina Beer, Julia Pauli, Michael Schnegg (Hg.) (2010). Verwandtschaft
heute. Positionen, Ergebnisse und Perspektiven. Berlin: Reimer.
Guan, Lee Hock (Ed.) (2008). Ageing in Southeast and East Asia. Family, Social Protection and Policy Challenges. Singapore: Institute of Southeast Asian Studies.
HelpAge International (2008). Ageing in the Twenty-First Century: A Celebration and a Challenge. London: HelpAge International.
Kollewe, Carolin, Elmar Schenkel (Hg.) (2011). Alter: unbekannt. Über die Vielfalt des Älterwerdens. Internationale Perspektiven. Bielefeld: Transcript.
Maharaj, Pranitha (Ed.) (2012). Aging and Health in Africa. New York: Springer.
Mol, Annemarie, Ingunn Moser, Jeannette Pols (Eds.) (2010). Care in Practice. On Tinkering in Clinics, Homes and Farms. Bielefeld: Transcript.
National Research Council (2006). Aging in Sub-Saharan Africa: Recommendations for Furthering Research. Washington, DC: The National Academies Press.
National Research Council (2012). Aging in Asia: Findings from New and Emerging Data Initiatives. Washington, DC: The National Academies Press.
Röder, Brigitte, Willemijn de Jong, Kurt W. Alt (Hg.) (2012). Alter(n) anders denken. Kulturelle und biologische Perspektiven. Köln: Böhlau.
Sokolovsky, Jay (Ed.) (2009). The Cultural Context of Aging. Worldwide Perspectives. 3rd Ed. Westport, CT: Praeger.
Anrechenbarkeit:
Liz: Politik und
Konflikt / Verwandtschaft- und Geschlechterverhältnisse / Recht und Staat /
Gesundheit und Demographie / Globalisierung und Transnationalität
BA: Thematische
Gebiete
MA: Thematisches bzw.
Regional-Modul
In diesem Regionalmodul Südostasien werden wir uns vertieft mit den Philippinen beschäftigen. Dieses Land und seine Bewohner, die historisch gesehen irgendwo zwischen Lateinamerika und Südostasien zu verorten sind, standen seit der Kolonialzeit immer wieder einmal im Fokus ethnographischer Untersuchungen. Dennoch sucht man noch heute für viele Inseln und seine unterschiedlichen Bewohner vergebens nach ethnographischer Literatur und neuere Monographien sind kaum auffindbar. Dieses Regionalmodul ist Teil eines einmaligen Schwerpunkts zu den Philippinen, der am ISEK - Ethnologie in Kooperation mit der Universität Luzern im HS14 und FS15 angeboten wird. Am ISEK - Ethnogwird nebst diesem Regionalmodul ein zweisemestriges Sprachmodul Tagalog angeboten. Das Ethnologische Seminar der Universität Luzern führt im Januar/Februar eine Feldforschungsexkursion in die Philippinen durch, an der auch Studierende der Universität Zürich teilnehmen dürfen (Anmeldungsprozess bereits abgeschlossen). Das angebotene Regionalmodul steht allen BA- und MA-Studierenden offen, die sich für dieses faszinierende und von grossen Widersprüchen geprägte Inselreich interessieren.
In diesem Regionalmodul Südostasien werden wir uns vertieft mit den Philippinen beschäftigen. Dieses Land und seine Bewohner, die historisch gesehen irgendwo zwischen Lateinamerika und Südostasien zu verorten sind, standen seit der Kolonialzeit immer wieder einmal im Fokus ethnographischer Untersuchungen. Dennoch sucht man noch heute für viele Inseln und seine unterschiedlichen Bewohner vergebens nach ethnographischer Literatur und neuere Monographien sind kaum auffindbar. Dieses Regionalmodul ist Teil eines einmaligen Schwerpunkts zu den Philippinen, der am ISEK - Ethnologie in Kooperation mit der Universität Luzern im HS14 und FS15 angeboten wird. Am ISEK - Ethnologie wird nebst diesem Regionalmodul ein zweisemestriges Sprachmodul Tagalog angeboten. Das Ethnologische Seminar der Universität Luzern führt im Januar/Februar eine Feldforschungsexkursion in die Philippinen durch, an der auch Studierende der Universität Zürich teilnehmen dürfen (Anmeldungsprozess bereits abgeschlossen). Das angebotene Regionalmodul steht allen BA- und MA-Studierenden offen, die sich für dieses faszinierende und von grossen Widersprüchen geprägte Inselreich interessieren.
Wir nähern uns seinen Bewohnern mittels der Lektüre von drei Monographien. In der ersten – Global Filipinos – geht es um die weit herum bekannte globale Migration philippinischer Arbeitskräfte und ihre lokale Verankerung in einem abgelegenen Dorf in der Cordillera Nordluzons. Themen wie Globalisierung, Lokalisierung, Migration, virtuelle Beziehungen durch neuartige Kommunikationstechnologien und politische Regulierung marginaler Bevölkerungsgruppen werden hierbei angesprochen. Die zweite Monographie – Everyday Politics – beschäftigt sich mit der Politik im Alltag ‚kleiner Leute’ in Zentralluzon, deren Zugang zu Land prekär und deren tägliches Überleben alles andere als sichergestellt ist. Dabei werden die noch heute allgegenwärtigen Patron-Klient Beziehungen näher unter die Lupe genommen und ein Verständnis dafür entwickelt, wie sich Statusbeziehungen und Machtverhältnisse auf das Alltagsleben auswirken. Die dritte Monographie – Indigenous Autonomy – nimmt uns an die Extraktionsgrenze und an die Grenzen der Staatlichkeit im Süden mit. Auf der Insel Mindanao, die teilweise noch bewaldet ist, ist das staatliche Gewaltmonopol nicht durchgesetzt. Die Teilnahme und Teilhabe am Staat als Bürger ist vielmehr in Aushandlung und wird kontinuierlich durch eine aktiv operierende Guerilla in Frage gestellt bzw. auf eine Art und Weise durch paramilitärische Gruppen durchgesetzt, die viele Bewohner von einer verstärkten Einbindung in den Philippinischen Staat wegtreibt. Militarisierung und bewaffnete Auseinandersetzungen gehören zum Alltag; Rechte auf Land und natürliche Ressourcen werden mittels Waffengewalt ausgehandelt. Indigene Autonomiebestrebungen und die zunehmende staatliche Eingrenzung der Bewohner und ihrer Ressourcen im Wald führen uns vor Augen, wie schwierig sich die Beziehungen zwischen der Regierung und den lokalen (indigenen) Bewohnern gestalten.
Von den Teilnehmern an diesem Seminar wird aktive Lesearbeit erwartet und der Wille zum selbständigen Erarbeiten von Themen die sich uns durch die Lektüre dieser drei Monographien erschliessen.
Lektüre
McKay, Deirdre. 2012. Global Filipinos: Migrants’ Lives in the Virtual Village. Bloomington and Indianapolis: Indiana University Press.
Kerkvliet, Benedict J. Tria. 1991. Everyday Politics in the Philippines: Class and Status Relations in a Central Luzon Village. Quezon City: New Day Publishers.
Gatmaytan, August Jose B. 2013. „Indigenous Autonomy Amid Counter-Insurgency: Cultural Citizenship in a Philippine Frontier.“ PhD diss., The London School of Economics and Political Science (LSE).
Anrechenbarkeit:
BA: Regionalmodul Südostasien
MA: Thematisches bzw. Regional-Modul