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Désirée Gmür hat sich auf ökonomische, ökologische und rechtliche Anthropologie spezialisiert (insbesondere aus Perspektiven der feministischen politischer Ökologie und des Neuen Institutionalismus). Ihre Forschungsschwerpunkte sind: Governance und Management natürlicher Ressourcen, lokale Institutionen und Wissen (insbesondere Gemeinschaftseigentumsinstitutionen in Bezug auf Gemeinschaftsressourcen, lokales ökologisches Wissen) sowie Transformationen, Bewältigungs- und Anpassungsstrategien bei Krisen, Naturschutz, Katastrophen und Klimawandel, Landinvestitionen/Land grabbing, agroindustrielle Transformationen, Ernährungssicherheit/-nachhaltigkeit, Ernährungssysteme, Innovation (insbesondere auch institutionelle Innovationen), Anthropologie des Unternehmertums, Constitutionality und Partizipationsprozesse (z. B. bei der Lösung von Ressourcenkonflikten)
Ostafrika: Tansania; Westafrika: Senegal; Zentralasien: Kasachstan
Désirée Gmür studierte Sozialanthropologie, Geographie sowie Wirtschafts- und Sozialgeschichte (Master of Arts, Licentiata philosophiae) an der Universität Zürich. Im Rahmen ihrer Masterarbeit untersuchte sie die tansanische Naturschutzpolitik (insbesondere ein gemeindebasiertes Naturschutzprojekt in Dörfern am Rande des Ruaha-Nationalparks in der Region Iringa) und deren Auswirkungen auf die Lebensgrundlagen vor Ort. Ihre Forschung trägt zu Debatten über partizipativen Naturschutz und Entwicklung bei, indem sie nicht nur zeigt, wie Institutionen, die auf dem Papier partizipativ zu sein scheinen, in Wirklichkeit bedeutende Gruppen der Gemeinschaften, in denen sie tätig sind, wie zum Beispiel Frauen (in diesem Fall insbesondere Frauen aus Hirtengruppen), aussschliessen, sondern auch, wie sich lokale Machtverhältnisse in "partizipativen" Naturschutzprojekten auswirken und wie sie von lokalen Eliten übernommen werden. Sie zeigt außerdem, wie Entwicklung und Naturschutz gleichermaßen behindert werden, wenn Regierungen und Naturschutzorganisationen die Beteiligung der lokalen Bevölkerung am Naturschutz nicht ernst nehmen, indem sie die Macht über Wildtiere und andere Ressourcen nicht wirklich auf die lokale Ebene übertragen. Von 2014 bis 2019 führte sie im Rahmen des vom SNF geförderten Forschungsprojekts „Large Scale Land Acquisitions and Gender in Africa“ am Institut für Sozialanthropologie der Universität Bern ihre Doktorarbeit in Tansania zu einer groß angelegten Forstinvestition im Kilolo-Distrikt durch und schloss ihr Doktorat im Jahr 2020 ab. Ihre Forschung unter Wahehe- und Wabena-Gruppen zeigt die Strategien von Unternehmen, die an Landgeschäften beteiligt sind, sowie die lokalen Reaktionen und Strategien auf (z. B. Institutionen-Shopping nationaler Naturschutzgesetze, Anfechtung der traditionellen Erbschaftsregeln). Frauen wurden bei Verhandlungen über Landverträge weitgehend außen vor gelassen und sind mit unterschiedlichen Ausmaßen der Aneignung durch verschiedene Männer (Haushaltsmitglieder, Familienangehörige, Clanmitglieder, Investoren) konfrontiert. Es zeigt, dass die ohnehin schon schwierige Stellung von Frauen in Gesellschaft und Wirtschaft durch solche Investitionen verletzlicher und weniger widerstandsfähig wird. Ihre Fähigkeit auf äußere und innere Erschütterungen und Gefahren zu reagieren wird, in einem Lebenssystem, das bereits vor der Investition unter Druck stand, durch die Investition noch weiter reduziert. Von 2020 bis 2023 war Désirée Gmür Postdoktorandin am Institut für Sozialanthropologie der Universität Bern im vom SNF geförderten Sinergia-Projekt „Foodways in Senegal“. Sie forschte im Senegal-Flusstal zu den Kontinuitäten, Brüchen und Veränderungen lokaler Ernährungssysteme. Sie untersuchte die Auswirkungen agroindustrieller Entwicklungen und Transformationen, Naturschutzinitiativen und des Klimawandels auf lokale Nahrungssysteme, Nahrungsnachhaltigkeit, Haushaltsernährung und Nahrungssicherheit sowie Bewältigungsstrategien bei Fulani-Gruppen. Diese Forschung bildet die Grundlage für ihre Habilitation, die im Frühjahr 2024 abgeschlossen sein soll. Seit Mai 2023 ist sie Oberassistentin von Prof. Dr. Peter Finke und hat ihren afrikanischen Forschungsfokus um Zentralasien erweitert, insbesondere arbeitet sie in Kasachstan zu Mechanismen, die effiziente Institutionen für Kooperation hervorbringen, institutionellen Innovationen, Kooperation und Wettbewerb zwischen Pastoralisten, sowie Eigentumsverhältnissen, aber auch zu Katastrophen und Klimawandel sowie der Rolle von lokalem Wissen bei der Reduzierung des Katastrophenrisikos.