Navigation auf uzh.ch
Das Forschungsprojekt findet seinen Ausgangspunkt darin, dass es eine Leerstelle in den Wissenschaften vom Menschen, der «Anthropologie», gibt. Wir kennen die biologische Anthropologie, die sich mit dem menschlichen Körper beschäftigt, die philosophische Anthropologie, die – nach Art der Philosophen - auf der Grundlage des Nachdenkens über sich und sein eigenes Leben Aufschluss über die Grundstrukturen menschlichen Daseins sucht. Es liegt also nahe, nach einer Anthropologie Ausschau zu halten, die den Menschen, sein Leben und Dasein «als solches» zum Thema macht und empirisch untersucht. Eine solche empirische Anthropologie würde sich real existierende Menschen zum Thema machen und diese untersuchen.
Das ist Musa. Was macht Musa aus? Versuchen wir uns auf ihn einzulassen, so gehen wir seinen Tätigkeiten nach, wir lernen die Beziehungen kennen, die er zu anderen Menschen unterhält, ebenso sein Verhalten in unterschiedlichen Lebenskontexten. Das führt uns zu seinen charakterlichen Eigenschaften, zu seinen Fertigkeiten und Wissensbeständen, Haltungen und Wünschen, zu Momenten hoher Konzentration, der Musse, des beiläufigen Interagierens, Momenten der Freude und der Angst, Tagen von plötzlicher Klarheit und Zeiten, verbracht in Illusionen. Das führt uns dazu, wie all dieses eine Einheit ergibt und mit Musas äusseren Lebensumständen zusammenwirkt, so dass sich der Prozess seines Lebens daraus ergibt. Mehr noch, aus all dem tritt Musa uns in seiner Individualität entgegen, niemand sonst auf der Welt ist genauso wie er oder führt genau dasselbe Leben wie er.
Aber gibt es eine solche empirische Anthropologie bereits? Die Antwort ist: leider, nein, allenfalls in Teilen. Die Psychologie verfolgt dieses Thema nicht, sie beschreibt nicht den ganzen, einzelnen Menschen in allen seinen Lebensbezügen, sie fokussiert auf Teile des Ganzen, das hier gerade beschrieben wurde: das Unbewusste, Persönlichkeitsstrukturen. Die Ethnologie? Sie definiert sich als Kultur- und Sozialanthropologie, sie interessiert sich damit für den Menschen insofern, als er Träger geteilter kultureller Merkmale – eines religiösen Weltbildes zum Beispiel – oder Mitwirkender in sozialen Formationen – etwa einem politischen System - ist. Das Forschungsprojekt versucht, einen Beitrag dafür zu leisten, dass sich in der Ethnologie ein Forschungsinteresse an Menschen «als solcher», als in sich integrierter Ganzer, etabliert. Die Ethnologie ist dabei die geeignete Disziplin, denn sie versteht sich noch am ehesten als eine empirische Anthropologie und würde – nach Art der Ethnologen verfahrend – einerseits genaue Beschreibungen produzieren können und durch vergleichende Arbeit Allgemeinmenschliches wie Kulturspezifisches zu Tage fördern können.
Nun geht es weiter. Der Forschende, der diesen Beitrag schrieb, versucht nun, in Togo ein neues Forschungsfeld zu eröffnen. Ziel ist es, in der Ortschaft Kalanga zu forschen, in der man Bassar/Ncam spricht. Das Forschungsprojekt orientiert sich an zwei Fernzielen, die im Zuge des Projektes weiter spezifiziert werden:
Um die Forschung zu ermöglichen, hat das ISEK-Ethnologie ein Memorandum of Understanding mit der Universität von Kara (Togo) ausgehandelt, das die Grundlage für die weitere Zusammenarbeit zwischen beiden Institutionen bilden soll. Hier sehen Sie eine Momentaufnahme von der Entgegennahme des Kooperationsgesuchs des ISEK durch den Präsidenten und den Generalsekretär der Universität.