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Wir bereiten unsere Studierenden sowohl auf das Arbeiten in der Wissenschaft als auch auf ausseruniversitäre Beschäftigungen vor. Unsere Studierenden qualifizieren sich für den Arbeitsmarkt, indem sie komplexe Sachverhalte – ggf. unter schwierigen Bedingungen – zu analysieren lernen, Auslandserfahrung erwerben, ein umfangreiches Fachwissen erwerben, umfassende methodische Fertigkeiten entwickeln und indem sie lernen, bei ihren Analysen die vielen unterschiedlichen Perspektiven der beteiligten Akteure zu berücksichtigen sowie Forschungsresultate effizient zu kommunizieren.
Unsere Absolventen und -innen arbeiten in Nichtregierungsorganisationen, in der Entwicklungszusammenarbeit, der Sozialarbeit, im öffentlichen Dienst, als Journalistinnen, in Banken, als Unternehmensberater, in Museen, kulturellen Einrichtungen und in Universitäten.
Die Verbleibstudien der Universitäten Freiburg im Breisgau und München sehen Sie hier
Bisher stellen Ethnolog:innen ihre vielfältigen Expertisen nur vereinzelt Gewerkschaften zur Verfügung. Veröffentlichungen zu diesem Berufsfeld liegen für den deutschsprachigen Raum noch keine vor. In der Schweiz gibt es verschiedene Dachverbände wie den Schweizerischen Gewerkschaftsbund und Travail.Suisse, denen zahlreiche Gewerkschaften wie UNIA, Syndicom, oder auch VPOD, der Schweizerische Verband des Personals öffentlicher Dienste angehören. Die Gewerkschaft VPOD steht für Arbeitnehmer:innen und ihre Rechte im Service Public ein – Lehrer:innen an Schulen und Dozierende, Pflegefachleute, Sachbearbeitende, Bibliothekar:innen, Sozialarbeiter:innen, Feuerwehrleute etc. Sie steht zusätzlich Angestellten nicht-öffentlicher Arbeitgeber offen, die in Vereinen oder Parteien privatrechtlich angestellt sind und gemeinnützige und gesellschaftliche Anforderungen erfüllen (VPOD Sektion NGO).
Salome Schärer, Gewerkschaftssekretärin bei der VPOD, Sektion NGO in Zürich: «Das Kämpfen für die Rechte und das Wohlergehen von Arbeitnehmer:innen ist manchmal hässlich. Es ist aber eine befriedigende Arbeit, da man direkt sieht, wofür man so hart arbeitet.» (Schärer 2021)
Städtische und kantonale Integrationsabteilungen sind ein jüngeres Berufsfeld für Ethnolog:innen. Seit 2015 werden Ethnolog:innen vermehrt auch in der Projektberatung eingesetzt.
Dr. Claudia Nef, Geschäftsführerin des Trägervereins Integrationsprojekte in St. Gallen (TISG): «Das Ethnologiestudium gibt einem einen ganz spezifischen Blickwinkel auf bestimmte Themen. Es ist die Möglichkeit bestimmte Brillen aufzusetzen.» (Nef 2021)
Im deutschsprachigen Raum gibt es eine grosse Anzahl ethnographischer Museen und Sammlungen. Hier arbeiten einerseits Wissenschaftler:innen - als Kurator:innen meist zuständig für einzelne Weltregionen - aber auch Restaurator:innen, Archivar:innen, Bibliothekar:innen, Tontechniker:innen und IT-Spezialist:innen und Webdesigner:innen. In Deutschland führt der Weg zur wissenschaftlichen Anstellung im Museum meist über ein mehrjähriges Volontariat und Promotion.
In der Schweiz gibt es keinen strukturierten Ausbildungsweg im Bereich der (ethnologischen) Museologie. Das Völkerkundemuseum Zürich (VMZ) vermittelt Studierenden der Ethnologie in Form von Tutoraten und Modulen Einblicke in die Tätigkeiten am Museum. Bei einer Teilnahme am «Praxismodul Museum» lernen Studierende alle Abteilungen des VMZ kennen. Eine Teilnahme am Modul «Regard Bleu Filmfestival» ermöglicht vertiefte Einblicke in die audiovisuelle Ethnologie und in die Organisation eines Filmfestivals für studentische Filme.
Die Arbeit in ethnologischen Museen ist vielseitig und abwechslungsreich. Die klassischen Aufgabenbereiche des Sammelns, Bewahrens, Forschens und Ausstellens gehören ebenso zum Museumsalltag wie der Umgang mit zeitgenössischen Herausforderungen. Gerade wegen der kolonialen Vergangenheit der Disziplin und ethnologischer Museen, sind Ethnolog:innen geübt darin, kritisch zu hinterfragen und in Kollaboration mit Menschen aus unterschiedlichen Bereichen und verschiedener Herkunft Lösungen zu finden. Die Auseinandersetzung mit Kulturen wird zunehmend wichtiger. Museen können hierbei einen zentralen Ort der interkulturellen Begegnung zwischen Menschen und Objekten darstellen.
Lic. phil. Rebekka Sutter, Leitung Audio- und Film-/Videoarchive des Völkerkundemuseums der UZH (VMZ): «Das Schöne an der Museumsarbeit ist ihre Vielfältigkeit, welche oft nicht durch einfache Stellenbeschriebe zur Geltung kommt.» (Sutter 2021)
Raphael Schwere, MA, Co-Kurator für die Ausstellung «Der Kolonialismus und die Schweiz» am Landesmuseum in Zürich: «als Sozialanthropolog:in kann man auch in nicht-ethnologischen Museen einen wertvollen Beitrag leisten.» (Schwere 2023)
Die Arbeit bei einer NGO bietet die Möglichkeit, ethnologisches Wissen bei politischen Projekten aktiv anzuwenden. Ein Praktikum ermöglicht den Einstieg ins Tätigkeitsfeld von Nicht-Regierungs- und Internationalen Organisationen. Praktika bei NGO werden oft online ausgeschrieben und bieten Absolvent:innen verschiedener Fachrichtungen die Gelegenheit, mit dem Berufsfeld vertraut zu werden. Die im Ethnologiestudium erworbenen Fähigkeit, Sachverhalte holistisch fassen zu können, ist in vielen NGO gewinnbringend und gesucht. Auch wenn Stellen selten spezifisch für Ethnolog:innen ausgeschrieben werden, bietet die Disziplin Ethnologie eine gute Grundlage. Für eine Festanstellung ist meist Praktikumserfahrung Voraussetzung.
Cecilia Caruso, MSc., Vorstandsmitglied Verein map F und ehemalige Praktikantin u.a. bei Human Rights Watch Zürich: «Ethnologisches Wissen ist für mich nicht eine konkrete Theorie oder ein konkreter Zugang. Es ist für mich ein ganzes Fundament an Herangehensweisen, und Ideen und Einstellungen. Das heisst in all meinen Tätigkeiten konnte ich irgendwo mein ethnologisches Wissen anwenden.» (Caruso 2021)
Internationale Organisationen vergeben für Berufseinsteiger:innen Stellen als Junior Professional. Diese ermöglichen den Einstieg in die Arbeit bei internationalen Organisationen am Hauptsitz oder bei deren nationalen Vertretung, beispielsweise in Genf oder Bern. In dieser Position hat man normalerweise ein bis drei Jahre Berufserfahrung und erhält häufig bereits relativ verantwortungsvolle Aufgaben.
Barbara Stulz, MA. Global Program Assistant bei einem Projekt von SECO und SBGA in Bolivien: «Das ‘ethnologische Wissen’ ist nicht ein statisches Konstrukt, sondern die Fähigkeit, ‘outside of the box’ zu denken. Das kann für viele Arbeitgeber interessant sein.» (Stulz 2021)
Berufsportrait Cecilia Caruso und Barbara Stulz (PDF, 807 KB)
Ethnolog:innen arbeiten seit Jahrzehnten in diversen Funktionen oder Aufgaben in der Unternehmens- und in der Organisationsberatung. Dabei beschäftigen sie sich beispielsweise mit der «Kultur» eines Unternehmens und beraten dieses hinsichtlich seiner Organisations- und Personalentwicklung.
Dr. Francesca Rickli, Ethnologin und Organisationsberaterin: «Geht Themen und Bereichen nach, für die Ihr brennt.» (Rickli 2021)
Das Schweizerische Radio und Fernsehen (SRF) bietet mit seinen drei Fernsehprogrammen, sechs Radioprogrammen und weiteren Multimedia-Angeboten eine Vielzahl an Tätigkeitsfelder – auch für Ethnolog:innen. Als Quereinsteiger:in durchläuft man in einem zweijährigen Traineeprogramm alle Programme des SRF.
Adam Fehr, MA, Redaktor und Produzent bei SRF 4 News: «Man muss gerne reden.» (Fehr 2021)
Universitäre ethnologische Institute sind, neben völkerkundlichen / ethnographischen Museen, die klassischen Berufsfelder von Ethnolog:innen. Wenn ein ethnologischen Studium eine berufliche Ausrichtung hat, dann für diese beiden Bereiche. Zusätzlich zum Studium sind Tätigkeiten als Tutor:innen am eigenen Institut sehr hilfreich für vertiefte Einblicke in die Arbeit als Wissenschaftler:in.
Universitäten bieten in ihren diversen Arbeitsbereichen wie beispielsweise der Gleichstellung, den Student Services oder der Unterstützung von internationalen Dozierenden, Forschenden und Studierenden vielfältige weitere Anstellungsmöglichkeiten für Ethnolog:innen.
Cecilia Caruso, International Student Advisor an der Universität Zürich: «Ethnologisches Wissen ist für mich nicht eine konkrete Theorie oder ein konkreter Zugang. Es ist für mich ein ganzes Fundament an Herangehensweisen, und Ideen und Einstellungen. Das heisst in all meinen Tätigkeiten konnte ich irgendwo mein ethnologisches Wissen anwenden.»(Caruso 2021)
Die Integrationsarbeit ist tendenziell ein eher jüngeres Berufsfeld für Ethnolog:innen, jedoch mit zunehmenden beruflichen Möglichkeiten.
Andrea Müller, MA, Abteilungsleitung «Fachstelle Flüchtling», CARITAS Zürich: «Wichtig ist es Offenheit mitzubringen, den Willen zu haben zusammen zu arbeiten und Kompromisse einzugehen.» (Müller 2023)
Laila Burgener, BA, Junior-Projektleitung MAPS Züri Agenda, AOZ: «Seit mutig bei den Bewerbungen und probiert es einfach. Manchmal ergeben sich dann auch andere Möglichkeiten!» (Burgener 2023)
Mit den spezifisch ethnologischen Perspektiven und Herangehensweisen können Ethnolog:innen einen wertvollen Beitrag in einer globalisierten, hochpolitischen und weiterhin sehr ungleichen Welt leisten, und das auch in der (Migrations-) Sozialarbeit, in der viel zu wenige Ethnolog:innen tätig sind.
Claudia Mwamba Hörler, MA, Betriebsleiterin WinWin Degersheim, Tosam Stiftung und Masterstudentin Ethnologie: «Ein klar feministischer Appell an alle Ethnologinnen* bezüglich Leitungspositionen: Traut euch, seid selbstbewusst und bestimmt!» (Mwamba 2023)
Das Berufsfeld der internationalen Kooperation (auch: Entwicklungszusammenarbeit, früher: –hilfe) ist prädestiniert für Ethnolog:innen mit ihrem Verständnis für, der Wertschätzung von und Kenntnis über andere Lebenswelten. Allerdings steht das Fach wesentlichen diesem Arbeitsbereich inhärenten Aspekten kritisch gegenüber: westliche Regierungen, die andere «entwickeln» wollen, insbesondere im Kontext der kolonialen Vergangenheit, oder Institutionen, die wissen, wie zu helfen sei.
Adam Fehr, MA, Student MAS in Development and Cooperation beim NADEL Center for Development and Cooperation an der ETH Zürich: «Die internationale Zusammenarbeit braucht Ethnolog*innen.» (Fehr 2023)
Das Militär ist kein typisches Berufsfeld für Ethnolog:innen. Aber weltweit sind Sozialwissenschaftler:innen und auch Ethnolog:innen in den verschiedensten Verwendungen bei Armeen tätig.
Prof. Dr. Maren Tomforde, Wissenschaftliche Direktorin an der Führungsakademie der Bundeswehr, Hamburg: «Ich bin durch Zufall zur Bundeswehr gekommen.» (Tomforde 2023)
Die Schweiz ist Heimat von rund 100 NGOs, in denen eine Vielzahl von Sozialwissenschaftler:innen arbeiten, darunter auch Ethnolog:innen.
Internationale NGO wie «Amnesty International», «Human Rights Watch» oder «Save the Children» haben häufig eine Dependance in der Schweiz. Andere NGO werden von der Schweiz aus geleitet, wie beispielsweise «Terre des Hommes». Letztlich gibt es auch NGO, die innerhalb der Schweiz agieren und sich spezifischen Themen widmen. Die NGO variieren hinsichtlich Standort, Grösse, Sprache, Ethik, politischer Agenda, Zielpersonen und Vernetzungspartner:innen.
Pina Henzi, BA, Ethnologin und Projektmitarbeiterin von «Wohn- und Gewerbegenossenschaft für Sexarbeitende»: «Wichtig ist, sich nicht unter seinem eigenen Wert zu verkaufen.» (Henzi 2023)